Donnerstag, 17. Dezember 2020
Hoite
Früh





war ich nun bei meiner Zahnärztin. Um zu ihr zu kommen, nehme ich eine knappe Dreiviertelstunde U/S-Bahn Anreise auf mich. Die war hoite sehr angenehm, pünktlich und leer waren die Züge. Wie schön, dass ich den Termin um eine Woche verschoben hatte.

Bei der Ärztin war es, fast, wie immer: drei Minuten vorm Termin stand ich vor der Tür, fünfzehn Minuten später war ich wieder Draußen. Während der Viertelstunde hatten wir noch mindestens fünf Minuten zum Klönen und Scherzen, wie immer.

Es gibt kein Wartezimmer in der Praxis, nur eine kleine Bank mit Schalensitzen gegenüber des Empfangstresens. Es lohnt sich kaum, sich zu setzten, schon geht’s ins Behandlungszimmer. Die Helferin entfernt den Zahnstein, dann kommt die Ärztin, fragt nach Problemen und sagt nach der Durchsicht: „Alles gut, verdammt, wie soll ich da Geld verdienen.“

Vor 25 Jahren war ich das erste mal bei ihr. Meine zweite Sitzung dauerte dann vier Stunden! In der Zeit hatte sie mir sieben Zähne angeschliffen, immer wieder Abdrücke gemacht, Spritzen nachgesetzt, Provisorien hergestellt. Brücken um fehlende Zähne zu ersetzten, Kronen, Anhängsel. Danach lag ich drei Tage benommen auf dem Sofa. Eine Woche später kamen die endgültigen Teile rein, alle schön Keramik-Verblendet (das musste ich selbst bezahlen, den Rest übernahm die Kasse komplett, ich war damals arbeitslos und die Kasse zahlte noch alles).

Noch immer sieht der Zahnersatz blendend aus, saubere Arbeit Frau Doktor!!! Sie hatte mir erzählt, das sie zunächst Zahnlaborantin gelernt hatte bevor sie studierte, hat sich ausgezahlt.

Ich bin ihr nun schon ein Jahr länger treu als meinem Ängel. Ohne ihre Arbeit hätte es vielleicht nicht gefunkt zwischen meinem Ängel und mir, ein Jahr nach der Zahnbehandlung.

Vor einundzwanzig Jahren zogen wir zusammen, in diese Wohnung am anderen Ende der Stadt und seit dem nehme ich diese Fahrtzeit zu meiner Zahnärztin auf mich. Bin halt eine treue Seele. Aber, einen Arzt des Vertrauens zu finden ist ja auch nicht so einfach. Hoffentlich bleibt sie mir noch lange erhalten (sie hat mir versprochen, wenn sie in Rente geht wird sie ein/zwei Tage die Woche für ihre treuen Kunden weiterhin da sein.)

Was anders war? Die Praxis betrat ich mit einem Tuch im Gesicht, die Gesundheitskarte musste ich selbst in das Lesegerät stecken und ich bekam ein neues Bonusheft.. Das sieht genau so aus, wie das Alte!!!

Manche Dinge ändern sich nie. Wie schön.
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Siebzehn
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