Donnerstag, 19. März 2020
Besondere Umstände erfordern besondere Maßnahmen.
Bitte Abstand halten:





Und an der Kasse, Bildmitte oben, aus Latten und Plastikplane gebastelte Kabinen zum Trennen der Kunden von den Kassierer*inen.

Ich schwöre, die folgenden Geschichten sind war!

Ich unterhielt mich mit der Floristin meines Vertrauens. Sie musste von hoite auf morgen schließen und fragt sich nun, wie es weitergeht. Bisher hatte sie schon immer am Limit gearbeitet um über die Runden zu kommen und gerade so ein Auskommen mit dem Einkommen zu haben. Ihr Laden war nun voll mit unverkäuflicher Ware. Ein Stammkunde von ihr, der jeden Montag einen Strauß für seinen Empfangstresen bezog, bestellte nun 12 große Sträuße, wofür lies er offen, vermutlich aus Solidarität, um sie nicht auf ihrer Ware sitzen zu lassen. - Am Nachmittag sprach sie mit ihrem Vermieter, ob er ihr wohl die Miete für den Laden bis zum Weihnachtsgeschäft stunden könnte. Er sagte: „Mach Dir mal keine Sorgen. Du bist mir eine seit vielen Jahren treue und liebe Mieterin, die nächsten drei Monate schuldest Du mir keine Miete.“ - Dann erzählte sie mir noch von einer ihrer Lieferantin, einer Gärtnerin die plötzlich vor ähnlichen Problemen steht. Die Gärtnerei ist voll mit reifer Ware, die nun nicht mehr den gewohnten Weg zum Endverbrauchen nehmen kann. Sie stellte vieles auf ihren großen Hof mit Zetteln dran „je ein Euro“ was weit unter Preis ist aber immer noch mehr als wenn sie´s auf den Kompost schmeißt. Per Telefon und aller ihr zur Verfügung stehenden Kanäle informierte sie ihre Kontakte über diese Aktion mit der Bitte um Weitergabe. Neben ihre Ware stellte sie ein Sparschwein in das man bitte bezahlen möge. Den ganzen Nachmittag war der Hof sehr belebt und sie wurde ihre Ware los. Darüber hinaus meldete sich ein Hofladen, der geöffnet haben darf, üblicherweise aber gar nicht mit Blumen handelt und nun durch irgendwen auf ihre Ware und ihre Notlage aufmerksam wurde und beschloss, zusätzlich zu seinem bisherigen Angebot ihre Blumen anzubieten. Er bestellte reichlich.

So geht, unter anderem, gelebte Solidarität und gelebte Kreativität in den Zeiten von C.


Sehr viele Menschen erleben gerade die größten Veränderungen in ihrem bisherigen Leben. Plötzlich haben sie immens viel Zeit mit der sie vermutlich mehrheitlich nicht mehr anzufangen wissen, als über ihre Zukunft zu grübeln. Vor allem auch über ihre finanzielle Zukunft.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, da bleibt wenig Platz für kreative Ideen. Aber Kreativität ist gerade gefragter denn je.

Zurückgeworfen auf sich selbst kann man sich ausprobieren, wenn man nicht gerade von existentiellen Fragen in Beschlag genommen wird.

Überall in der Stadt hängen Zettel auf denen Hilfe angeboten wird, dem Nachbarn der zur gefährdeten Gruppe gehört, wegen Alter und/oder Vorerkrankungen, den Einkauf zu erledigen, oder wie immer man helfen kann. Dieses Potential an Solidarität sollte man ausschöpfen, wer weiß, wie viele von denen die nun Hilfe anbieten, darin eine Berufung und einen Beruf erkennen können. Das kann man sich zunächst nur aus einer sicheren Position heraus leisten.

Andere werden jetzt gerade ihre kreative Ader entdecken, wie auch immer, auch das natürlich nur aus einer sicheren Position heraus.

Die meisten aber werden sich mit der Frage beschäftigen wie sie wohl die nächsten Mieten bezahlen können und überhaupt über die Runden kommen. Auch sie sind potentiell genial, wenn sie eine gesicherte Position hätten und nicht ihre Sorgen. Von diesen Sorgen müssen diese Menschen befreit werden um die Chance ungeahnten Potentials zu nutzen!

Sicherlich beschäftigen sich schon diverse hochbezahlte Bullshitjob- Beamte sehr kreativ mit dem entwerfen von Formularen für die schnelle und unbürokratische Hilfe für alle, die derzeit oder zeitnah in finanzielle Not geraten – werden.

Wäre diese Zeit, in der nix mehr ist wie es mal war, aber alles möglich ist, nicht ein wunderbarer Moment um endlich mal etwas ganz Neues aus zu probieren? Wie wäre es mit einem bedingungslosen Grundeinkommen? Das würde den Behördenapparat aber sowas von entlasten! Wer soll denn wohl bitte nicht betroffen sein von drohender Armut. Na klar, einige gibt es, aber das Gros?

Folgendes stelle ich mir vor: Jeder Bürger, vom Säugling bis zum Greis, wird angeschrieben und bekommt ein Formular. Inhalt:

Unabhängig von Ihren Vermögensverhältnissen, Ihren derzeitigen oder zukünftigen Bezügen, auch Arbeitslosengeld oder Hartz VI, sind Sie von sofort an, zunächst für die nächsten sechs Monate, berechtigt ein bedingungsloses Grundeinkommen zu beziehen.

Bitte kreuzen Sie nachfolgendes nach belieben an:

Danke! Bitte überweisen Sie auf: …... < hier Kontodaten einfügen. (In diesem Fall überweisen wir Ihnen ab Eingang des Schreibens bei uns das Grundeinkommen, Sie brauchen nichts weiter zu tun. Des weiteren erhalten Sie ein weiteres Formular mit dem Sie jederzeit Ihren Verzicht erklären können, falls Sie Ihre Meinung änder.)

Oder:

Danke! Aber ich verzichte bis auf Widerruf auf diese Möglichkeit/die volle Höhe, da ich mir mein Leben zur Zeit leisten kann, aus Solidarität mit allen Mitbürgern die nicht das Glück haben und mit dem Staat, damit er sich diese Maßnahme leisten kann. (Vielen Dank, in diesem Fall bekommen Sie ein weiteres Schreiben mit Rückumschlag und einem Formular mit dem Sie Ihren Verzicht jederzeit widerrufen können um ebenfalls ab dem Widerruf Grundeinkommen zu beziehen.)


Ich mein, das wäre doch eine schnelle unbürokratische Hilfe. Die würd nicht mehr kosten als wenn jeder einzelne seine Ansprüche geltend machen würde, behaupte ich mal. Edit: Da soll es also Hilfe geben für Unternehmen und Hilfe für Kurzarbeiter und Hilfe für … und jeder einzelne soll seine Bittstellungen individuell einreichen. Schon hoite sind die „Agentur für Arbeit“ heillos überlastet. Dieses Ansprüche prüfen, ablehnen, bewilligen, kostet doch alles immens viel Zeit/Geld, bindet potentiell geniale Menschen in Bullshitjobs, ist ausgerichtet auf das „Einsparen wo wir können, koste es was es wolle“. Letztlich brauchen wir doch alle nur ein Bett und ein Dach über den Kopf und genug zu essen, ob Gastronom oder Kellner, ob Mittelständler oder Angestellter, ob VW Mitarbeiter oder, naja, der Konzernchef könnte vielleicht Möglichkeit zwei wählen, das ist was ich meine. Wobei ich leider davon ausgehe, das eher ein gut haushaltender VW Mitarbeiter von der Möglichkeit zwei Gebrauch machen würde als sein Konzernchef. Und gäbe es keine weitere Prüfungen und Sanktionen und und und, könnte sich die „Agentur für Arbeit“ endlich einer vernünftigen, seiner eigentlichen Arbeit widmen und die Menschen fördern und in für sie geeignete Jobs vermitteln. Ach, könnte ich doch nur vernünftig schreiben und mich verständlich machen. Und die paar unsolidarischen Gierhälse die das Geld in Anspruch nähmen ohne es nötig zu haben, die kommen uns auch nicht teurer als hoite ohnehin schon, wie die Banken und die anderen Nimmersatten die sich ohnehin schon längst, in ganz anderen Größenordnungen, aus allen Kassen bedienen.

Die Sache ist doch die, Neiddebatte wird nicht von unten nach oben sondern umgekehrt geführt. Die Herrschenden und Besitzenden, gerne in Personalunion, gönnen, in der Regel, den Habenichtsen, den Bierdosenhaltern in der sozialen Hängematte, doch nicht mal das Brot, geschweige denn die Butter darauf, behaupten aber, mit Hartz VI kann man prima über die Runden kommen und das es in der Hand des Verbrauchers liegt, wie Lebensmittel produziert werden, „kaufen sie einfach Bio und nicht beim Discounter“ und andererseits sagen sie, „es ist gut, das es die Tafeln gibt“, ja was denn nun? Und wenn sie denn so auf Bierdosenhalten und soziale Hängematte neidisch sind, nur Mut, macht euch arm, stellt euch hinten an, Hartz VI ist für alle Bedürftigen da.

Andererseits, um es mit Superpunk zu sagen: „Ich habe keinen Hass auf die Reichen Ich möchte ihnen nur ein bisschen gleichen“ ;-)

Soweit mein Wort zum Donnerstag.

In diesem Sinne, solidarische Grüße und bleiben Sie vernünftig, kreativ und gesund.
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